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I dit it my way

    Oder wenn frau sich einen Trainer leisten kann, dann sollte sie auch auf ihn hören!!! Ein Bericht von Alex

    Endlich, der 11. September 2021 sollte meine Premiere beim Ironman Luxembourg 70.3 werden! Dreimal wurde die Premiere verschoben und mein Geduldsfaden auf die Probe gestellt. Als Freizeitsportlerin, die ich bis vor zwei Jahren noch war, stellte sich die Pandemie bzw. die Herausforderung der ganzen Verschiebungen als mein größter ‚Gegner‘ dar. 

    Allerdings konnte ich auch in den letzten zwei Jahren enorm viel für meine sportliche Entwicklung (HM Bestzeit ohne vorher Rad gefahren zu sein waren 2019 2:10:45 und 2:02:20) mitnehmen und alleine das stimmt mich sehr glücklich und zufrieden. Mein Ziel in Luxembourg war, lächelnd ins Ziel einzulaufen und dies zu erreichen stand mir bevor.

    Leider sollte das Schwimmen in diesem Jahr wegen Blaualgen nicht stattfinden, diese Distanzkürzung fühlte sich zwar erst doof an, war mir dann aber doch ganz recht. Angstgegner ‚Schwimmer‘ gibts als Sahnehäubchen beim nächsten Mal.

    In der Wechselzone am Bikestart stellte sich das magische Gefühl ein, Teil der Ironman-Community zu sein bzw. zu werden. Alle Menschen um mich herum waren freundlich gestimmt, andere waren konzentriert und in sich gekehrt, andere quatschen mit mir oder reparierten ihr Fahrrad. Ich entschied mich zwischen quatschen und Rad checken auch darauf, meine Aufwärmübungen zu machen. Zudem schloss ich zehn Minuten vorm Start die Augen und konzentrierte mich mit Atemübungen ganz auf mein Training der vergangenen zwei Jahre und auf Annas Aussage, dass ich mich einfach darauf freuen darf, wie ich ins Ziel einlaufe. Graugänse überflogen das Arsenal und langsam riss der Himmel auf, sodass die ersten Sonnenstrahlen den Tag begrüßten. Ich war guter Dinge, dass dies der perfekte Einstieg in den Zirkus IM werden sollte.

    Dann ging es los! Der Startschuss fiel und nacheinander im Abstand von 8 Sekunden stiegen wir aufs Rad. Schneller als gedacht war ich schon in den Klickpedalen drin und eine Horde Menschen rief meinen Name, weil Frank in der Kurve diese zum Anfeuern ermunterte. 

    Ich ging es sehr locker an, da ich mich erst einrollen wollte und auf Flos und Annas Rat hin, mir diesen auch immer wieder ins Gedächtnis rief. Von allen möglichen übermotivierten Jungs & Mädels sowie Frauen & Männern wurde ich überholt, was mich erst etwas verunsicherte, mich aber nicht aus dem Rhythmus holen sollte. Entlang der Mosel ging es Richtung Deutschland, 40km konnte ich mich super einrollen und dabei immer mehr mein Tempo kontrolliert steigern sowie auf meine Fähigkeiten vertrauen, dass ich die 90km auf jeden Fall ohne Probleme schaffen kann. 

    Nach dem Einrollen ging es vorbei an einer jubelnden Menschenmenge, die uns in die Weinberge trieb. Ich war erstaunt, wie sehr sich das kontinuierliche bergauf Training in diversen Trainingslagern oder -einheiten auf Fuerte, Malle und in der Toskana sowie einfach in der wunderschönen Eifel ausbezahlte. Ich dachte immer wieder an Frank, den ich mit meiner nicht vorhandenen Ausdauer ziemlich strapazierte, weil ich die intensiven Trainingsausflüge nicht gewohnt war und dankte ihm, während des Rennens als ich merkte wie locker ich die ganzen kommenden Anstiege hochkam. Während ich voller Elan, guter Laune und starken Beinen an den zuvor übermotivierten Sportlern vorbeizog, überkam mich das Gefühl der Glückseligkeit und das war ein ziemlich geiles Gefühl! 

    Die Versorgung auf dem Rad ging ich diesmal sehr kontrolliert an und ich war richtig stolz auf mich, dass mein Plan mit den Riegeln, Gels und meinen Trinkflaschen zu diesem Zeitpunkt noch aufging. Dieses sichere Gefühl sollte sich leider beim Laufen ändern, dazu aber später mehr. 

    Noch schöner wurde es, als mich bei KM 72 vier Blondinen, meinen Namen hysterisch schreiend mit jeweils einer Flasche Wasser in der Hand feierten. Auch hier stellte sich wieder heraus, dass Frank seine Finger im Spiel hatte. Dezent im Hintergrund nahm er das Schauspiel mit seiner Kamera auf. 

    In Frankreich angekommen, wurden die Straßenverhältnisse etwas holpriger, dafür der Empfang umso herzlicher. Familien mit ihren Kindern, sowie Omas in Kittelschürze auf ihren Rollatoren oder Opas mit Zigarren und Weingläsern empfingen uns mit ‚Allez‘-Rufen. Ferner war es ziemlich cool mit freiem Geleit an Kreuzungen, Landstraßen und Ortschaften vorbeizuziehen und aneinander gereihte Autos zu sehen, die warten mussten bis wir die Straße passierten. 

    Vorbei an grasenden Kühen, wolligen Lamas, reifen Weintrauben und einem Schild mit der Aufschrift ‚Chuck Norris never did an Ironman‘ sollte der Wechsel in die Laufschuhe bevorstehen. Zwei Kilometer vor der Wechselzone nahm ich etwas an Geschwindigkeit heraus und bereitete mich mental auf den Halbmarathon vor. Überglücklich stieg ich vom Rad und freute mich einfach jetzt schon wahnsinnig, dass ich unfall- und pannenfrei durchkam! Diesmal wagte sich auch kein Insekt- die sich sonst gerne in meinem breiten Grinsen oder in meinem Radtrickot verirren – in meine Nähe. 

    Ab in die Laufschuhe und schon war die Übermotivation im Lauftempo 4:45 er und 5er Pace bei mir in den Beinen. Auch hier holte ich mich recht schnell wieder runter und vertraute auf die eingespielten Koppeltrainings von Flo. So sollte es 5km bei bestem sonnigen Wetter gut laufen bis Unterleibsschmerzen und Magenkrämpfe hinzukamen, die ich an dieser Stelle nicht weiter erwähnen möchte. Immerhin konnte ich jede Dixi-Toilette an der Strecke von innen kennenlernen und trotzdem noch einen guten Schnitt laufen. Das Leiden nahm immer dann ein Ende als ich durch die Wettkampfarena laufen durfte und am IM-Tor vorbeikam, das ich unbedingt heute passieren wollte. Die frohen pandemiebedingten ‚Menschenmassen‘ beflügelten meinen Willen. 

    Frank begleitete mich ebenfalls immer mal wieder mit seiner Kamera und fragte fürsorglich, ob er mir etwas Gutes tun kann. Sein Spruch: ‚Trink nichts mehr Süßes und keine Gels mehr – du hast noch genug Energie in den Beinen‘ – ließ mich tatsächlich noch die restlichen 8km gut durchlaufen. Bei KM 20 kam dann doch nochmal ‚der Mann mit dem Hammer‘ und die ersten Erschöpfungstränen flossen mir über die Wangen! Vorbei an der bemalten Elefantenparade, die französische Künstler extra für eine Elefantenfoundation aufstellten, sollte ich am letzten Verpflegungsstand und nach der letzten Wende, gefühlt ins Ziel schweben und die Erschöpfung wich einem unbeschreiblichem Glücksgefühl. 

    Der Schnitt war zwar nur noch ein 5:35er, aber gefühlt war es ein 4er!!!!

    Völlig überwältigt von den eigenen Emotionen flog ich fast in Trance durchs Ziel und konnte es gar nicht fassen, dass ich bereits nach 5:18:21 doch noch genesen von Magen- und Unterleibskrämpfen eintraf! Bei der Registration am Vortag schätze ich mein Ankommen auf 5:30:00/5:40:00 ein und war nun sehr glücklich mein Ziel lächelnd erreicht zu haben. 

    FAZIT aus meiner Überschrift ist:

    Flo ist ein topp Trainer, der mich mental und physisch super aus der Ferne einschätzte, aufstellte und auf diesen Tag vorbereitete. Er lebt und liebt seinen Job. Seinen Spirit habe ich die letzten zwei Jahre aufgesogen. Seine Offenheit hat mir gezeigt, dass private und gesundheitliche Schicksalsschläge einem immer wieder Grenzen zeigen, aber es wichtig ist, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen, wenn man bzw. frau für etwas brennt. 

    Auch Anna hat mir noch ganz liebe Nachrichten in den vergangenen Tagen und Wochen gesendet, als ich privat ziemlich fertig war und mir noch einige kluge Gedanken mitgegeben, wie ich das Rennen mental angehen kann. 

    Ich bin den beiden unheimlich dankbar für die tolle gemeinsame Trainingszeit und das Verfolgen meines Ziels. Flo schaffte es durch sein Engagement immer wieder aus der unfassbaren Distanz, sportunterstützende Nähe aufzubauen und begeistert mit seinem motivierenden und positiven Wesen! 

    In meiner Selbstreflektion muss ich sagen, dass ich unbedingt nicht mehr an Einheiten, Zeitvorgaben, Umfängen und Pace machen darf, was Flo vorgibt, aber auch die Menge an Gels einnehmen sollte, die er mir mehrmals ans Herz legte, um auch den Magen zu trainieren. 

    Ferner bleibe ich meinem Plan treu und verfolge keine anderen Ziele mehr nebenher! Regelmäßiges Dehnen und Athletik sind ebenfalls super wichtig – gerade nach anstrengenden Einheiten und das habe ich doch manchmal etwas vernachlässigt. 

    So what! Aus Fehlern lernt man bzw. frau und das war nicht meine letzte Mitteldistanz. In Roth schnupperte ich bereits als Supporterin, als auch während eines Wochenendes auf der 90km Radstrecke mit einer Langdistanz. Mal sehen, wohin der Weg geht =o) I am on my way!